Wittesheim mit Liederberg

Einwohner


249, davon 45 in Liederberg

Stand: 31. Dezember 2022

Wissenswertes über Wittesheim und Liederberg

Kurzbeschreibung

Wittesheim ist ein Ortsteil der Stadt Monheim und liegt im Norden des Landkreises Donau-Ries auf der Monheimer Alb versteckt in einem Talkessel und umgeben von Wäldern. Das kleine Juradorf hat etwa 50 Haushalte und liegt unweit des Dreiländerecks Schwaben, Oberbayern und Mittelfranken. Durch den Ort fließt der Bach Ehbrust und mündet südöstlich in die Gailach, einem Zufluss der Altmühl.

 

Geschichte bis ins 20. Jahrhundert

Wie archäologische Funde belegen, war die Gemarkung Wittesheim bereits in der Hallstattzeit (800-500 v. Chr.) und der Latènezeit (500-15 v.Chr.) von Menschen bewohnt. Sie zählt damit zu den am frühesten besiedelten Orten im Landkreis. Hiervon zeugen heute noch die Keltischen Viereckschanzen und großen Grabhügel in den Wäldern um Wittesheim.

Zwischen etwa 1080 und 1400 n. Chr. fungierte das Juradorf als Sitz eines örtlichen Adelsgeschlechtes. Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit wurde der Ort immer wieder zum Spielball wechselnder Machtverhältnisse in der Region. Im Hochmittelalter gehörte Wittesheim zum Besitz des in dieser Zeit florierenden Klosters St. Walburg in Monheim. Nachdem der geistliche Stand nach kirchlichem Recht Aufgaben in Verwaltung und Gerichtsbarkeit nur in beschränktem Maße wahrnehmen durfte, wurden verschiedene weltliche Herrschaftsträger mit der Verwaltung der „Vogtei Monheim“ betraut.

Infolge des Landshuter Erbfolgekriegs kam Wittesheim 1506 zum Landgericht Graisbach des neu gegründeten Fürstentums Pfalz-Neuburg. Grundherrschaftlich stand der Ort jedoch weiterhin in Abhängigkeit zum Monheimer Benediktinerinnenkloster. Mit der Reformation folgten die Wittesheimer nach dem Spruch „cuius regio, eius religio“ ihrem Landesherrn und konvertierten zum Protestantismus. In den Jahren 1616/17 kehrte man unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm zurück zum katholischen Glauben. Die Besitzungen des in der Reformation aufgelösten Klosters St. Walburg gelangten in dieser Zeit an das neugegründete Kloster der Barmherzigen Brüder in Neuburg an der Donau, dem die Wittesheimer Landwirte bis in das 19. Jahrhundert abgabepflichtig blieben. Der ländliche Charakter des Dorfes blieb trotz des fortschreitenden Strukturwandels in der Region zumindest in Teilen erhalten. Der ursprünglich vorherrschende Baustil regionaltypischer Jurahäuser mit Legschieferdächern ist bedauerlicherweise kaum erhalten.

Die 1842 im neuromanischen Stil erbaute Pfarrkirche St. Emmeram und der 1817 mit einer Kapelle und einem Kreuzweg geschmückte Kalvarienberg prägen noch heute das Ortsbild und sind Ausdruck der tiefen Verankerung des Glaubens in der Geschichte Wittesheims. Ein Teil der bewegten Ortsgeschichte spiegelt sich durch die rege Verwendung historischer Haus- und Hofnamen noch heute im Sprachgebrauch.

 

Folgen der beiden Weltkriege

Die beiden Weltkriege gingen nicht spurlos an Wittesheim und dem zugehörigen Liederberg vorüber. So kehrten im ersten Weltkrieg 13 Männer und im zweiten Weltkrieg 26 Männer nicht in die Heimat zurück. Zusätzliche Herausforderung für das Dorf waren die vielen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Siedlungsgebieten in Mittel- und Osteuropa nach dem zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1950 lebten in Wittesheim 149 Vertriebene bei 443 Einwohnern. Die Zahl der Einwohner Wittesheims ist in den vergangenen einhundert Jahren nicht gewachsen, sondern gesunken.

 

Eingemeindung

Die bis dato selbständige Gemeinde Wittesheim mit Liederberg wurde – wie zahlreiche andere Ortschaften der Umgebung – zum 01.05.1978 in die Stadt Monheim eingemeindet.

 

Erneuerbare Energien

Wittesheim kann sich heute als Vorzeigeort für die Energiewende präsentieren. So entstanden bereits im Laufe der Jahrtausendwende zahlreiche Warmwasserkollektoranlagen, Photovoltaikanlagen, eine Biogasanlage und seit 2002 die lange Zeit erste Windenergieanlage mit 1800kW im Landkreis Donau-Ries. So wird ein Vielfaches vom Eigenbedarf des Dorfes an Strom produziert. Außerdem gibt es ein Nahwärmenetz mit der Abwärme aus der Biogasanlage, das 16 Haushalte versorgt. Im Sommer 2009 fand ein repräsentativer Energietag in Wittesheim statt, an dem erneuerbare Energien diverser Firmen präsentiert und Besichtigungen der o.g. Energieproduktionsstätten im Dorf angeboten wurden.

 

Flur und Landwirtschaft

Das Dorf besitzt eine große Flur mit knapp 1.050 Hektar und ist mit circa 550 ha Forstflächen von sehr viel Wald geprägt. Viele Häuser heizen deshalb auch mit dem Naturrohstoff Holz in Form von Scheitholz- oder Hackschnitzelheizungen. Im Herbst 2014 fand der Waldtag der Waldbesitzervereinigung Nordschwaben in Wittesheim statt, hierbei wurde für tausende Besucher die nachhaltige Bewirtschaftung in allen Facetten gezeigt. Die landwirtschaftlichen Böden in der Gemarkung sind – wie im Jura typisch – schwer, steinreich und hügelig, weshalb man auch viele Wiesen vorfindet. Auch die artenreichen Magerrasen, die durch einen Schäfer gepflegt werden, prägen die vielfältige Landschaft. In Wittesheim und Liederberg gibt es noch zahlreiche land- und forstwirtschaftliche Betriebe.

 

Vereinsleben

Eng verbunden mit Wittesheim ist der Verein zur Gestaltung der Freizeit (kurz VGF genannt). Aus den sportlichen Interessen 31 junger Aktiven wurde der Verein im Jahr 1982 im Gasthaus Pfefferer gegründet. Im Jahr 2007 fand ein groß gefeiertes 25-jähriges Gründungsjubiläum statt. Heute zählt der Verein etwa 280 Mitglieder.

Ein weiterer großer Verein von Wittesheim mit Liederberg ist die Freiwillige Feuerwehr mit etwa 130 Mitgliedern (aktiv und passiv). Das 125-jährige Bestehen wurde im Jahr 2010 mit einem dreitägigen Jubiläumsfest groß gefeiert. Im Herbst 2016 wurde das neue Feuerwehrhaus mit angegliederter Lagerhalle fertiggestellt. Nach mehr als 3.500 freiwilligen Arbeitsstunden fand die dreitägige Eröffnungsfeier im September 2016 statt. Hier werden nun viele Dorfveranstaltungen und Feiern abgehalten, wie die traditionelle Maifeier und das Pfarrfest oder die jährlich stattfindenden großen Events wie die Plattenparty Südseetraumfeeling und das Wittesheimer Oktoberfest. Erfreulicherweise gibt es in Wittesheim das Gasthaus Pfefferer, in dem viele Versammlungen und Veranstaltungen stattfinden. Das zweite Gasthaus Strauß hat leider im Jahr 2018 geschlossen.

 

Liederberg

Der Weiler Liederberg gehört zum Ortsteil Wittesheim. Liederberg entstand vermutlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts als Rodungssiedlung des Klosters Monheim und teilte seither im Wesentlichen die Verwaltungsgeschichte von Wittesheim. Als Filiale dieser Pfarrei verfügte Liederberg für lange Zeit nicht über eine eigene Kirche. 1780 wurde – finanziert aus eigenen Mitteln Liederbergs – eine Kapelle errichtet und dem Zeitgeist entsprechend dem Heiligen Johannes Nepomuk geweiht. Um die Mutterkirche in Wittesheim nicht zu schwächen, wurde der Bau nur unter der Voraussetzung genehmigt, dass weder ein Altar noch ein Opferstock errichtet wurde. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde die Kapelle dank engagierter Liederberger Bürger dann zur Filialkirche erhoben. Liederberg hat eine Flurgröße mit 257 ha Fläche, davon beträgt die Waldfläche 66 ha. Mit Liederberg eng verbunden ist der Liederberger Traditionsverein (LTV). Dieser wurde 1993 gegründet und hat derzeit 64 Mitglieder (Stand: Okt./2019). Traditionell findet Mitte Mai das dreitägige Patroziniumsfest und im Herbst ein Weinfest im schön hergerichteten Schafstadel statt. Hervorzuheben ist der jährlich in Eigenleistung aufgestellte Maibaum.

 

Verfasser: Mario Felkl & Andreas Wild



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